Das Loch

Die folgenden Kurzfassungen dreier Sitzungen zeigen, wie ein Thema sich in immer weiteren Facetten durch mehrere Sitzungen hindurchziehen kann.

Ausgangssituation: Klientin H spĂĽrt ein brennendes GefĂĽhl in der Brust, fĂĽhlt sich total zu.

Ich fĂĽhre sie in das GefĂĽhl und frage dann, ob sie dazu ein Bild oder Symbol hat, da sie sehr gut visualisieren kann.

Ihr Bild dazu ist ein Kasten um sie herum, eine Ritter-Rüstung, vor allem vorne. Sie beschreibt es als Schutz vor ihrer Zukunft, vor der sie Angst hat. Sie macht sich Gedanken wie es nach ihrer aktuellen Krise im Geschäft gehen wird, wo man das jetzt weiss.

Trauer kommt in ihr hoch und ich führe sie ins Spüren. Nach einer Weile kommt sie zurück zum Schutzpanzer und ich führe sie hinein: Sei der Panzer. (In der Teilearbeit wie sie im NLP und in der Gestaltarbeit eingesetzt wird lässt man die Klienten sich vorstellen dieser Teil zu sein und erreicht dadurch ein besseres Verständnis und damit die Basis für Veränderung)

Panzer:

Ich bin stark, riesige Power, fast unverletzbar

(Es stellt sich heraus, dass es dem Panzer ganz egal ist, was er da schĂĽtzt und wie es dem GeschĂĽtzten geht)

 Ich bin stolz drauf, wie gut ich das mache

(Hinter dem Panzer befindet sich ein ‚schwarzes Loch’, das geschützt wird.)

Vom Panzer kommt nichts neues also: Sei das schwarze Loch:

Loch:

Im inneren bin ich warm und dunkel, am Rand ist es gefährlich für andere, in der Tiefe fühlt es sich gemütlich an.

Den blöden Panzer brauche ich überhaupt nicht, ich bin selber gefährlich

Der Panzer nimmt mir das Licht, sonst wäre ich nicht schwarz.

Wie soll ich wissen, wer ich bin, mit diesem Panzer?

(Das Loch will gerne mit Panzer reden, traut sich aber nicht richtig. Ich ermuntere und lasse sie in den Panzer gehen / wieder Panzer sein, und spiegle dem was das Loch gesagt hat. Spiegeln heisst hier, dass ich als Therapeut das Gesagte noch einmal wiederhole.)

Panzer:

Da hätte ich ja dann überhaupt nichts mehr zu tun (fürchtet um seine Existenzberechtigung)

Loch:

(mit kleiner piepsiger Stimme, hat eine Idee wie sie zusammenarbeiten könnten)

Ich versuche mich selber zu schützen und Du hast ab und zu frei und hilfst mir selber größer zu werden, mit Dir an meiner Seite

Im Panzer erkennt sie ‚Lüftungsklappen’ (da scheint sich eine Öffnung anzubahnen)

Panzer:

(mit mächtiger Stimme)

Freizeit ? ... wäre garnicht so schlecht. Ich bin da, wenn Du mich brauchst.

Loch:

(piepsige Stimme) – Ob ich das kann? / nicht zu mutig war?

Bittet Panzer doch mal zur Seite zu gehen.

(Panzer geht langsam zur Seite)

Oh, da wird es ja schön, hell, da ist Licht

(Loch entdeckt einen grĂĽnen Rand an sich)

Da ist es warm am Rand, sieht nicht mehr so gefährlich aus

Ich kann aber auch gefährlich sein (mit festerem Tonfall)

Und es gibt auch sanfte Wege nach unten

Gut zu wissen, dass der Panzer da ist, wenn ich ihn rufe

Ich weiss nicht genau wer ich bin, was im Abgrund ist (da gibt’s noch was zu tun ...)

Aber es fĂĽhlt sich warm und wohlig an.

Panzer:

Das Loch sieht ja ganz nett aus (nimmt es erst jetzt richtig wahr) innen seh’ ich nichts. Mir geht’s gut.

Ergebnis

Die Zeit war um und die Situation war gut für einen Abschluss. Für H hat sich erstaunlich einiges getan. Der Panzer wurde als solcher erkannt und benannt. Das Loch erkannte seine eigene Stärke und beide kamen in Kontakt. Die Lösung, dass der Panzer zur Seite tritt, aber noch da ist, passt sehr gut.

Das Thema Loch ist noch nicht geklärt, da werden wir mal hinabsteigen müssen. H stimmt zu das beim nächsten Mal ggf. zu tun.

2. Sitzung: Das Loch

Aus der vorigen Sitzung war klar, dass das Thema ,Loch’ noch nicht geklärt war. Es war jedoch für die Klientin sehr leicht wieder an die vorherige Sitzung anzuknüpfen und mit dem Loch in Kontakt zu kommen.

H entschloss sich den Weg in die Tiefe des Abgrunds zu suchen weil es dort unstimmig war, sie vermutete, dass dort etwas bedrohliches sein könnte.

Wegen der Angst und Unsicherheit entschieden wir uns die Exkursion ins Loch erst einmal dissoziiert durchzufĂĽhren. (D.h. die Klientin blickt von ober auf das Loch und verfolgt wie sie selbst langsam in den Abrund geht.)

Es ist ein steiniger Weg, sie muss sich mit den Händen abstützen.

Der Abgrund freut sich, dass er besucht wird.

Weiter runter wird es immer dunkler. (Ich fĂĽhre sie Schritt um Schritt hinein, begleite sie)

Der Panzer sieht von oben zu und ist da falls er gebraucht wird.

H sieht von oben jemand, der verzweifelt etwas sucht, aber nicht weiss was. (sich selbst)

Ich leite den Wechsel ein und helfe ihr in die H im Loch zu assoziieren, sich hineinzufĂĽhlen in die verzweifelte Suche.

H assoziiert im Loch:

Als die Klientin sich in die Person unten im Loch hinein versetzt spürt sie:: ‚Ich habe mein Herz verloren’ und spürt eine starke Trauer. – ‚verloren’ ist ein stark emotionales Wort für sie.

Ich schlage vor, wie es sich in der Gestalt-Arbeit anbietet, dass sie in die Position des Herzens geht, sich vorstellt das verlorene Herz zu sein. (Es ist zwar verloren, und wir wissen nicht wo es ist, aber es hat funktioniert).

Herz:

Bin traurig, fĂĽhle mich ganz klein und verloren, ganz einsam

Bin in irgend was eingepackt, nicht berĂĽhrt von irgendwas, isoliert

�Laß sie doch suchen, die will mich doch gar nicht haben“

�Ich bin sauer, ja richtig eingeschnappt, dass H mich alleine gelassen hat.“ (aha, ganz andere Sicht)

H kommt und geht immer wieder. Ich will aber mitgenommen werden.

H         Das Herz haut immer ab und ich weiss nicht, wo es ist und muss es suchen.

Herz:

Nein, die H verliert mich immer wieder, lässt mich alleine

(eine richtige Schuldzuweisungsdiskussion entsteht, jeder sagt der andere ist Schuld. Ich beschliesse einen 3. aussenstehenden Beobachter hinzuzuziehen. Mit fällt der Panzer ein, der von oben zuschaut und führe sie in den Panzer).

Panzer

Meint: Die haben einen Knall, reden nicht miteinander, verstehen sich falsch

Die mĂĽssen nur einfach miteinander reden

Sie könnten sich an den Händen halten

Er spricht zu H und Herz und diese willigen ein. Es entsteht ein Zwiegespräch.

H:        Herz, es tut mir leid, ich will, dass Du bei mir bleibst

Herz:   wir sind ganz schön blöd, das hätten wir längst haben können, ich habe immer gedacht ich werde nicht geliebt & gebraucht

(nach einigem Austausch kommt es zu einer Annäherung, Berührung, Integration)

H        nimmt das Herz symbolisch zu sich, legt sich die Hände auf’s Herz. Lässt dann das gute GefĂĽhl im Körper ausbreiten. Es wird ihr warm (ums Herz und im Körper), sie fĂĽhlt sich ruhig, es ist aber auch aufregend. Sie umarmt das Herz in sich.

Herz sagt es ist ein schönes Gefühl sich so auszuweiten, berührt zu werden tut gut, berühren tut gut.

H         atmet auf in Erleichterung, Freude und Heiterheit

Herz: ich bin an meinem Platz, fĂĽhle mich zuhause

H         spĂĽrt die FĂĽrsorge fĂĽr ihr Herz, fĂĽhlt sich verbunden, strahlt.

Die Sitzung ist zuende, H fühlt sich sehr gut mit ihrem wiedergefundenen Herzen. Es ist jedoch für die Klientin klar, das das wieder ein, wenn auch wichtiger, so doch Nebenschauplatz war. Da unten im Loch geht es noch weiter, das spürt sie. Wir verabreden nächstes Mal dort weiter zu gehen.

 

3. Sitzung - Nochmal zum Loch

H möchte sich das Loch nochmal ansehen. Zunächst ist sie dissoziiert, d.h. sieht sich von außen, wie sie am Abgrund steht. Dann versucht sie sich zu assoziieren.

Sie steht an einem riesigen Krater, man kann da runterkraxeln, alles karg, blanker Fels ..  sie wechselt immer wieder zwischen assoziiert und dissoziiert.

Sie ĂĽberlegt, ob sie runtergehen soll, es ist nicht einladend, aber irgend etwas reizt sie.

H: gut, dass ich nicht ganz runter sehen kann.

Steht auf Stufe, in gelbes Licht getaucht, kein Impuls weiterzugehen. Durch runterschauen spĂĽrt sie Sog weiterzugehen. Der Abgrund verschwindet, sie schwebt im luftleeren Raum. Assoziationen kommen ganz schnell, sie kommt nicht mit und ich helfe ihr das zu verlangsamen.

Abgrund ist rund, grau, man kann nicht hineinsehen, Stein fällt immer noch, kein Boden da, wie eines der Löcher im Weltall.

Sie schwebt hinein, es wird unangenehm im Dunst, - auf dem Nebel müsste man drauf schaukeln können (wenn es unangenehm wird, dann findet sie einen Sprung in etwas angenehmes).

Licht scheint wie Sonne durch den Nebel. Der Weg ist glitschig, nass, sie ist barfuĂź.

Sie geht tiefer es wird kälter und dunkler. Es erscheint ihr wie ein Trichter, erst schräg, dann wie ein Brunnenschacht und sie bekommt Kopfschmerzen.

Sie wünscht sich plötzlich einen Märchenprinzen, der sie rettet.

Im Grau hat sie das GefĂĽhl, dass der Tod auftaucht. Er sieht aus wie ein Teufel. Steht an kreisrundem Loch und grinst. H: Gestalt will dass ich mitkomme.

H ist erstaunt. Gestalt sagt sie wäre der Tod. Ist ganz nett, winkt ihr zu folgen.

Sie geht am Brunnen vorbei in den Nebel, an der Hand der Gestalt. Gestalt zieht sie mit sich, Nebel verschwindet, Sonne scheint wird grĂĽn. H setzt sich mit Gestalt hin, die sieht aus wie Gorilla und legt Arm um sie. H findet das angenehm, aber etwas befremdlich. Sie kann sich ausruhen, will nur so dasitzen, es gibt nichts zu tun, sie fĂĽhlt sich geborgen, es ist wie nach Hause kommen.

H: so, jetzt habe ich genug ausgeruht. Ich will jetzt zum Loch gehen. Die Gestalt beobachtet mich, macht Mut.

H geht weiter, hat Sand unter FĂĽĂźen, ist in WĂĽste. Gestalt schiebt, H will eigentlich nicht, fĂĽrchtet Gestalt schiebt sie ins Loch. H kann nicht weg, sieht ĂĽber den Rand des Lochs. H weiĂź sie muss da rein, will aber nicht. Gestalt ermutigt sie ins Loch zu gehen. Unten sieht sie Licht.

.... in vielen Stufen, mit mehrfachem Ausruhen steigt sie immer tiefer hinab. ...

H kommt an eine schwere TĂĽr, die den Weg versperrt. Sie weiĂź, sie muss durch. Eine Gestalt, der Tod taucht auf und hat den SchlĂĽssel. Es ist der SchlĂĽssel zum Leben, sie muss ihn sich verdienen. Der Tod sagt, sie muss ganz klein werden und sie wehrt sich. Dann versteht sie, dass sie demĂĽtig und dankbar werden muss. Sie bekommt den SchlĂĽssel und schlieĂźt die TĂĽr auf.

Dahinter ist helles goldenes Licht. H spürt: ,Wenn ich gehe werde ich fallen’ – und sie wagt es trotzdem und schwebt dann anstatt zu fallen im Licht. Dort ist es total schön, sie fühlt sich getragen, kann ausruhen, weiß aber, es geht noch tiefer. Sie fühlt sich sehr gut.

H will für heute hier aufhören. Sie fragt alle Beteiligten, Licht zögert und ist einverstanden, der Tod auch. Andere Gestalt umarmt H, sie spürt ganz viel Liebe. Der Tod-Teufel ist nicht begeistert stimmt aber zu als sie sagt dass sie weitermachen wird.

Das Licht ist wie Heiterkeit und Gelassenheit, sie fĂĽhlt sich sehr leicht.

Eine Erfahrung, die H im Nachhinein formuliert ist, dass es immer weiter geht (in die Tiefe), dass sie aber Begleitung hat und immer wieder ausruhen, sich erholen kann. Es auch nicht besonders unangenehm ist, dass sie aber immer wieder die Überwindung braucht, den nächsten Schritt zu tun.

 

Beispiele
Traumarbeit
Angst und Trauer
Das Loch
Das Loch

Quo Vadis

Institut für ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung

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